14.04.2017, Wörrstadt, Markuspassion

Wörrstadter Kirchenchor bringt mit herausragenden Solisten Reinhard Keisers Markuspassion zu Gehör

Von Heiko Wingert

WÖRRSTADT - Eine Darbietung auf allerhöchstem Niveau bekamen die Besucher der Markuspassion am Karfreitag in der evangelischen Kirche Wörrstadt geboten.

Unter der Leitung von Dekanatskantorin Bettina Maier beeindruckten zwei Solosängerinnen, drei Solosänger, elf Musiker und der etwa 40 Personen umfassende Wörrstadter Kirchenchor bei seiner Präsentation der von Reinhard Keiser komponierten Markuspassion. Aufmerksam verfolgten die etwa 130 Kirchenbesucher die einzelnen Passagen des künstlerisch beeindruckenden Werkes.

Mitwirkende von bedeutenden Bühnen

Für die Aufführung konnte Bettina Maier herausragende Solisten gewinnen, die mit ihren Gesängen die Zuhörer fest in ihren Bann zogen. Als Sopranstimme agierte Ilse Berner, die bereits im „Internationalen Kissinger Sommer“ ihr Können aufzeigte. Die Altstimme übernahm Brigitte Wolter, die unter anderem an der Wiesbadener Opernschule ausgebildet wurde und nun selbst Gesang an der Universität Mainz lehrt. Mit Danilo Tepia und Ingo Wackenhut überzeugten zwei Tenöre, die schon auf vielen bedeutenden deutschen Opernbühnen glänzten, als Evangelist und Petrus.

Daneben stellte Lorenz Miehlich mit seiner tiefen, jede Silbe perfekt betonenden Bassstimme Jesus als wichtigste Figur eindrucksvoll in den Mittelpunkt des Werkes.

In Wörrstadt meisterten die drei höheren Stimmen je drei Arien. Jesus nahm mit seinem Solo die zentrale Rolle des Werkes ein. Die Jesus-Arie stellt das Kreuz als Baum des Lebens und Jesus’ Wunden als Quell dessen edler Früchte dar. So wird in wenigen sorgsam gewählten Worten ein Kern des christlichen Glaubens, wonach durch das Leiden Christi allen Gläubigen ein ewiges Leben zuteil wird, gekonnt ausgedrückt.

Neben den Gesangspassagen fiel die herausragende Qualität des Orchesters in Wörrstadt auf. Ebenso wie die erfahrenen Mitglieder des Ensembles beeindruckten auch junge Musikerinnen mit dem virtuosen Umgang ihrer Streichinstrumente. Dabei wirkten durch die besondere Akustik des Gotteshauses die satten Passagen, aber auch die gefühlvollen Klänge der Musikinstrumente sehr eindrucksvoll. Dies erfreute die fachkundigen Kirchenbesucher, erstaunte die Chorleiterin Maier aber nicht: „Alle Orchestermitglieder sind Profis, die ihr Instrument beherrschen und ein Musikstudium abgeschlossen haben.“
Aber auch der Wörrstadter Chor wusste mit seiner Mischung aus Stimmgewalt und leisen Tönen mehrstimmig während der Passion zu glänzen. Gerade das Auftaktstück spiegelte sowohl die große Trauer, verbunden mit dem Leiden Jesus, wie auch die große Zuversicht und Hoffnung der Menschheit, die aus seinem Tod entsteht, gekonnt wider.
Für die Musiker war die Aufführung am Karfreitag der dritte gemeinsame Auftritt nach einem Probetermin sowie einer Darbietung in Stein-Bockenheim. Deren herausragende Qualität wurde durch die lautstarken Ovationen des bis zum Ende andächtig lauschenden Publikums entsprechend honoriert.

Allgemeine Zeitung